Ein wassergekühlter Motor hat zwei Kühlkreisläufe. Zuerst findet nach einem Kaltstart nur ein Austausch zwischen dem schnell warm werdenden Zylinderkopf und dem kühleren Motorblock statt. Hat das Wasser nun eine bestimmte Temperatur erreicht, öffnet ein Thermostat (was beim 8er ja gerne mal kaputtgeht) den Weg zum Kühler und der große Kühlkreislauf tritt in Aktion.
Wenn die Heizung schon kurz nach dem Motorstart warme Luft liefert, führt der Heizungskühler Wärme vom kleinen Kühlkreislauf ins Wageninnere ab. Hier sollte man also für ein paar Minuten auf die Heizung verzichten, um den Motor so schnell wie möglich auf Temperatur zu bringen.
Kaltes Motoröl ist sehr zähflüssig, und direkt nach einem Kaltstart ist sowieso noch überhaupt keine Schmierung vorhanden. Hier reibt Metall auf Metall. Wie kriegt man nun das Öl warm, damit es so schnell wie möglich und problemlos(!) alle Schmierstellen erreicht? Im Standgas würde das ewig dauern, bis das Öl dünnflüssig wird und bei hohen Drehzahlen steigt der Verschleiß überproportional an. Warmfahren kann also immer nur ein Kompromiß sein.
Sehr niedertouriges Fahren schadet dem Motor, weil man nahe an der Klopfgrenze fährt und die Belastungen durch die Zündungen sehr lange auf die Lager wirken (die bei warmem Öl durch dessen Film in jedem Betriebszustand berührungs- und verschleißfrei laufen). Vor allem beim Beschleunigen schadet man dann dem Motor erheblich. Vollgas von Start weg bringt den Motor aber auch nicht schnell auf Temperatur.
In der ersten Minute nach einem Kaltstart ist eine ausreichende Schmierung so gut wie nicht vorhanden. Da macht es dann schon einen Unterschied, ob die Kolben sich 6000 mal pro Minute auf und ab bewegen, oder nur 2500 mal. Außerdem wird bei hohen Drehzahlen prozentual mehr Wärme durch den Auspuff abgeleitet und steht für die Erwärmung des Motors und des Öls nicht mehr zur Verfügung. Wegen der allgemein höheren Belastung würde der Motor zwar zrotzdem schneller warm - aber zu welchem Preis?
Aber nicht nur die Kurbelwelle ist das Problem, sondern auch die Nockenwellen, vor allem wenn sie im Zylinderkopf liegen und über lange Ölsteigleitungen versogt werden.
Das Motoröl ist nicht warm, wenn das Kühlwasser warm ist, und schon gar nicht vorher. Man sagt, daß es etwa das zwei- bis dreifache der Zeit kostet. Man sagt auch, daß man einen Motor am besten bei der Drehzahl hält, bei der er sein höchstes Drehmoment abgibt. Da dies beim 8er aber bei 4000 U/min der Fall ist, und bei manch anderen Autos noch später, sollte man es trotzdem etwas gemäßigter angehen lassen. Ein zügiges Gleiten ohne Sprinteinlagen und ohne untertourige Schleichfahrt sollte also optimal sein.
Was das Getriebe angeht, sollte man im kalten Zustand das Zwischenkuppeln beim Hochschalten unterlassen (jedenfalls bei synchronisierten Getrieben), da dadurch der schon eingeleitete Synchronvorgang unterbrochen wird und das Einrasten des nächsten Ganges verzögert. Dadurch sinkt die Motordrehzahl zu weit ab, und das möchte man ja nicht.
Spaßig ist nun, daß die neuen Getriebeautomaten von Mercedes (von denen weiß ich es) nach einem Kaltstart die Gänge wesentlich höher ausdrehen als beim warmen Motor. Sicher ist das schädlich für den Motor, aber es bringt die Katalysatoren in Rekordzeit auf Betriebstemperatur. Irgendwo verständlich, wenn die Lebensdauer von Automobilen nicht mehr von der Haltbarkeit der Technik sondern von den neuesten Steuerrichtlinien bestimmt wird...
...Mike