Also, als jemand, der sich über überzogene Preisforderungen aufregt, kann ich ja mal schreiben warum: Dadurch wird mir bzw. Liebhabern das Hobby kaputt gemacht. Mein Gefühl ist, dass sich immer mehr Menschen im Youngtimer/Oldtimermarkt tummeln, die sich weder mit den Autos noch mit einer sinnvollen Geldanlage auseinander gesetzt haben. Auf diesen Hype reagieren dann entsprechend die Hersteller, die jetzt auf einmal alle ihre Klassik-Sparte entdecken. Das Ergebnis sind teuer angebotene Autos und stark anziehende Ersatzteilpreise.
Was mich dabei besonders ärgert ist, dass es meiner Meinung nach vor allem aus Ahnungslosigkeit geschieht. Viele wissen nicht, was sie mit ihrem Geld machen sollen... Die in Deutschland quasi von klein auf indoktrinierte Angst vor den "bösen" Aktien, gepaart mit dem Anspruch von seinem Volksbank-Berater oder dem Versicherungsberater von der Allianz kostenlos und trotzdem objektiv beraten zu werden, geht mir einfach auf den Keks.
Wer nicht gerade Spielgeld im Wert eines M5, eines Mercedes-Cabrios oder 911ers hat, geht ein großes Risiko ein, sich Autos als Wertanlage zu kaufen.
Zwei Dinge werden dabei vergessen:
- Nur weil das Risiko nicht direkt messbar ist, heißt es nicht, dass es nicht da ist.
- Nur weil auf dem Papier ein Wert steht, heißt es nicht, dass der Gewinn eingefahren werden kann (das gilt übrigens genau so für vermeintliche Verluste, z.B. bei der Diesel-Panik. Den Verlust fahren genau die Leute ein, die aus Angst vor dem Verlust jetzt das Auto verkaufen. Für den Rest ist es eine Zahl auf dem Papier). Das gilt insbesondere dann, wenn man in einer Blase hockt. Das folgende gilt meiner Meinung nach aber ganz unabhängig davon, ob der Youngtimermarkt tatsächlich eine Blase ist oder nicht:
Ein Auto hat hohe Unterhaltskosten, kann bei einem finanziellen Notfall für einen hohen Gewinn nicht schnell genug verkauft werden. Erst recht nicht nur die Motorhaube, falls man mal kurz 1000€ braucht. Das größte Risiko hat man aber, weil alles in einem Objekt steckt: Was tun, wenn das besagte Modell nicht im Wert steigt, obwohl es doch so selten und individuell ist? Was tun, wenn das Auto kaputt geht (Motorschaden, Brand, Überschwemmung)? Klar kann man das versichern -> siehe Unterhaltskosten.
Meine Meinung, zu dem was oben über Aktien geschrieben wurde:
Aktien sind z.B. ebenfalls reale Werte. Man kann das Risiko durch Verteilung auf verschiedene Unternehmen in verschiedenen Ländern viel stärker minimieren, sowie die Werte im Notfall stückweise und schnell verkaufen. Nur weil der Aktienkurs während einer Krise fällt, heißt das nicht, dass man deshalb den Verlust einfährt (außer man verkauft in diesem Moment vor lauter Panik). Geht ein einzelnes Unternehmen pleite, schmerzt es bei großer Diversifikation nicht. Wenn man das Geld, mit dem man nicht weiß, was man anfangen soll, zur Altersvorsorge (also ~30-40 Jahre Dauer) anlegt, sind die Gewinne garantiert. Beim Auto ist ein Werteverfall auf so einen langen Zeitraum sogar vorprogrammiert. Nämlich dann, wenn die Personen, die Kinder zur Zeit als das Auto ein Traumwagen war, wegsterben. Wenn man per Sparplan bespart und das Geld einfach liegen lässt, ist es sogar weniger aufwendig als der Unterhalt eines Autos.
Der Fehler ist, dass die meisten auf ihren kostenlosen Berater einer Bank/Versicherung hören und komische Finanzprodukt einer Bank/Versicherung kaufen (vermeintliche "Aktien"). Das Geld ist meistens dann futsch, wenn die Bank/Versicherung insolvent ist. Auch hier schlägt die fehlende Diversifikation zu.
Viel risikoreicher ist es, Gold irgendwo rumliegen zu haben (Staaten können jederzeit den Goldmarkt mit ihrer Reserve fluten oder das Gold von den privaten Besitzern einfordern - ist in der Vergangenheit bereits passiert), in Werte des Arbeitgebers zu investieren (geht dieser Pleite ist Job & Geld weg) oder eben Autos zum Spekulieren zu besitzen.
Wenn es in unserer Welt so drunter und drüber geht, dass Aktien bzw. Unternehmen durch die Reihe nichts mehr wert sind, dann helfen auch alte Autos nichts. Wenn man sich die jüngere Vergangenheit (letzten ~150 Jahre) anschaut, ist der Aktienmarkt sogar der krisensicherste Markt.
Beim Geld gilt leider immer wieder, dass man zu schnell das Hirn ausschält. Das kennt glaube ich jeder (ich natürlich auch ;) )
Um aufs Thema zurückzukommen: Klar sind Aktien nicht die Universallösung. Aber wer sich mit seiner Finanzplanung nur so weit auseinandersetzt, dass er nicht weiß, was er mit seinem Geld machen soll und dann eben alte Autos kauft, weil die ja gerade im Preis steigen, guckt eben zu einem deutlich größeren Risiko blöd aus der Wäsche und macht es damit gleichzeitig Leuten wie mir schwieriger ihre Leidenschaft (wie pathetisch ;) ) zu leben.