Der Auto-Test
CARFUTSCHI Harakiri XJS 0,3-13VX
"Im Westen nichts Neues" könnte das Fazit dieser letzten Automobilmesse sein. Mit einer modischen Cardin-Welle hat RAUDI jetzt auch das Reserverad in den penetranten Alltagsantrieb integriert, bei RAMMLER-BONZ ist man stolz auf die von DRECK & MECKER entwickelten Peilstäbe der neuen S-Klasse, die Nebenbuhler um einen Parkplatz wie auch Politessen gleichermaßen zuverlässig niederbohren, und bei den MORD-Werken wird ein neues Anti-Brems-System in die Serie übernommen, um den Neuwagenverkauf anzukurbeln. Der italienische FIASKO-Konzern stellt ein alter-naives Antriebskonzept vor, bei dem ein Dampfkraftprozess die beim Durchrosten der Karosserie entstehende Wärme zum Antrieb nutzt und der franz. Hersteller SITZPROBLÄM bietet einen hydropneumatischen Zierleistenabwerfer, damit diesbezügliche Beanstandungen der Kundschaft nicht mehr auf mangelnde Verarbeitungsqualität zurückgeführt werden können. RÜPEL verwendet eine neue patentierte Ölablaßschraube aus 100% Loch, da Chefkonstruktrice Steffi Schaf die Meinung vertritt, daß ohne Öl die Kausalkette im Schwarzschlammdebakel unterbrochen wäre.
Der Gipfel automobiler Baukunst jedoch wurde in diesen Tagen der gähnenden Weltöffentlichkeit vorgestellt:
Der neue Harakiri von CARFUTSCHI !
Damit ist einem der kleinsten Automobilhersteller der Welt (Sake Carfutschi ist nur 1,52 m groß) ein wahres Wunder der Technik gelungen, und schon beim ersten Rundgang um dieses Auto zeigt uns der deutsche Generals- und Autoimporteur Lang Bum Sen den wahrhaft reaktionären Fortschritt, denn erstmals erhielt ein Großserienfahrzeug Vierventil-Reifen, bei denen, wie der Name schon andeutet, vier Ventile im besonders günstigen Winkel von 90° angeordnet sind, um dem Tankwart bei jeder Radstellung eine ergonomische Körperhaltung beim Befüllen der Reifen zu ermöglichen. Zusätzlich verbesserte sich die Zuverlässigkeit, denn sollte eines der Ventile undicht werden, so sind immer noch drei da, die dicht halten.
Doch auch die vom NAPALM-Duo unter Assistenz von Karl Moik konzipierten Felgen eiern zur Premiere. Sie halten sogar dem Notentest stand, ob sie allerdings je rollen werden, muß erst ein Gericht klären, da ein Schokoladenhersteller Ähnlichkeit zwischen der neuen, quadratischen, praktischen Reifenform und seinen Produkten entdeckt zu haben glaubt.
Da der Technische Übernachtungsverein immer wieder über Pilzbefall an Bremsleitungen klagt, verlegen schon viele Hersteller diese durch den Innenraum des Fahrzeugs. Geradezu sensationell ist dagegen die Idee, auch die Bremsen selbst dort unterzubringen - und dazu in exklusive Dessigner-Pappschachteln zu verpacken. CARFUTSCHI verspricht den Kunden dazu besondere Wartungsfreundlichkeit, geringen Reifen- und Bremsenverschleiß und besonders auf längeren Strecken eine Erhöhung der Durchschnittsgeschwindigkeit.
Der ökonomische Motor des Harakiri dokumentiert eindrucksvoll den Stand der Technik: Sein maximales Drehmoment erreicht er in vereisten Kurven bereits ab 20 km/h, und mit einer Leistung von 15 dbx (gemessen nach der DOLLY-A-Skala) gehört er keineswegs zu den allerschnellsten in diesem unserem Lande. Im übrigen wurden bei Mechanik und Elektronik nur High-Tech verbaut: Die MURKS-TRONIC IV findet ständig neue Konstruktionsfehler, die SCHECK-CONTROL bestimmt unablässig, warum gerade jetzt wieder eine teure Reparatur fällig ist, und der MORD-Computer ermittelt, wann der Fahrer seinen nächsten Wutanfall haben wird.
Die Schaumschläger-Hinterachse weist schon bei stehendem Fahrzeug durch rhythmisches Trampeln auf minderwertigen Fahrbahnbelag hin. Ihr exzentrisches Eigenlenkverhalten dokumentiert sie besonders auf geraden Autobahnteilstücken, wo sie durch Simulation von Haarnadelkurven die Aufmerksamkeit des Fahrers steigert.
Als beispielhaft darf auch das Schluckvermögen des Kofferraumes gelten, der trotz seiner zentralen Lage zwischen Front- und Fond-Passagieren nach Messung eines DetekTÜVs ganze 600 englische Pfund faßt, und damit den Tank, der es bei maximaler Füllung nur auf 103 Eierbriketts bringt, deutlich denunziert.
Nicht minder brillant sind die Novitäten, welche den Mitreisenden zur Verfügung stehen. Da kopulieren vier Einzelversager mit zwei beiliegenden Lockenwellen und sorgen mit einem MORSCHE-TrickTronic-Getriebe für Innenraumtemperaturen, welche zwischen tropischer Hitze und Umluft-Backofen jede microklimatische Variation zulassen. Ein Sicherheitsplus ist auch die Totale Einspritz-Elektronik (TEE), welche über eine brandherdgesteuerte Wassereinspritzung verfügt, und verklemmten Fahrgästen nach einem Malheur den notwendigerweise kühlen Kopf zur Selbstbefriedigung erhält.
Der von RASIO gelieferte Taschenfernsehtachometer zeigt ab Tempo 230 die zehn schönsten Unfälle der Formel 1, und wie bei James Bond fährt das Drehzahlmesser beim Überholen auf der Landstraße aus um neue Muster in die Reifen der Schleicher zu schnitzen, wozu die Fertigungstoleranzen im Schneckengetriebe das Ständchen "Spül mir das Schild vom Verbot" intonieren.
Auch aus der Sicht des Umweltschützers kann dieses Automobil als besonders lohnenswerte Investition betrachtet werden. Zum Aschenputtel gehört eine Zigarettenspitze mit 3-Wege-Katasalator und Teersonde, sowie ein modifizierter Eierschneider, der nun die Glimmstengel - rein prophylaktisch - vor der Benutzung zerkleinert.
Die absolute Dröhnung ist jedoch der serienmäßige Volksempfänger von KLAUSCHUND, der mehr Leistung als der Motor hat. Zu den Ausstattungsmerkmalen dieses Gerätes gehören Autopervers, Superhuster, Senderhürdenlauf, aggressive Verstärkerkennlinie mit projektiertem Leistungsdumping, digitaler Stausucher, eine Zwischenmenütaste für Bandsalat, Hex-Dump-Tranquilizer, der restriktive Totalisator und außerdem ein Cassettengleitmittelspender. Die gummierte Antenne und der Agit-Prop-Filter mit Parteibuchselektor (Farbskala von rot-grün bis schwarz-braun einstellbar) verhüten wirkungsvoll die Empfängnis von Polit-Radioten, allerdings scheiterte die Entwicklung eines Religionswahlschalters bisher, da beim Umschalten zwischen AYATOLLAH, RUSHDIE, PAPST und TEUFEL den Entwicklern immer wieder der Blitz in die Finger fuhr.
Mancher schwere Unfall geht auf das Konto flotter BrummerInnen, die dem/der FahrerIn den Verstand (sofern vorhanden) raubten. Abhilfe soll hier das Blumenfenster mit einer Venusfliegenfalle bringen. Verschiedene MotorjournalistInnen klagten allerdings bei ersten Tests der Vorserienmodelle über das unerklärliche Verschwinden von BeifahrerInnen und anstößiges Rülpsen, so daß man sich bei den Forschungen derzeit auf nicht ganz so biologische Lösungen, wie z.B. Schnell-Schnapp Toaster, konzentriert, was auch den Verschleiß von Heckenscheren und der daran hängenden Gärtner reduziert.
Ein von Stasi-MitarbeiterInnen entwickeltes System, bei dem ein elektronisch gesteuerter Gummikrüppel grenzverletzende Insekten erschlägt, wurde schnell aufgegeben, nachdem bekannt wurde, daß einige Entwickler nach ersten Testfahrten zur Organspende an eine Privatklinik abgegeben wurden.
Eine besonders originelle Diebstalsicherung hat bereits Proteste bei der Friedensgruppe "Diebe gegen Bomben" (DGB) ausgelöst: Eine Tret-&Beißmine mit RAF-Gütesiegel und einer Fernzündung durch das in Fahrzeugen der gehobenen Klasse ohnehin obligate Telefon mit mobilem Telesex-Gerät soll den Langfingern vorbeugen und Wiederholungstäter ausschließen. Nach einer Entwendung faxt der Halter lediglich seine Autoplombe an, und peilt das Fahrzeug durch den Rauchpilz am Horizont. Um jedoch auf öffentlich-rechtlichen Dreck schnell reagieren zu können, arbeitet man in den Entwicklungshilfelabors von CARFUTSCHI bereits an einem neuen Alarmsystem, welches den Schleudersitz aktiviert (dessen Flugbahn haben die Konstrukteure der Ariane berechnet), ohne das Schiebedach zu öffnen. Gerüchte, daß Kunden dieses Alarmsystem infolge eines Produktionsfehlers bereits getestet haben, bezeichnet Vorstandssprecher Otto Golf von Mantarochen als erstunken, und Berichte böswilliger Wettbewerber über den angeblichen Umbau einer Hundehütte zur neuen Werks-Caféteria für Testfahrer als erlogen.
Jahrzehntelang war - gegen saftige Aufpreise - das Automatikgetriebe die einzige Erleuchtung, die den Füßen der Automobilisten zugemutet wurde. Nun jedoch installiert CARFUTSCHI als erster Hersteller der Welt das Gaspedal unter einem Backstein, so daß sich gestreßte Bleifußfahrer nunmehr ihren Hühneraugen widmen können.
Abschließend sei noch eine augenfällige stylistische Innovation erwähnt, nämlich die in Nebelweiß lackierte Frontscheibe. Auf die Frage nach dem Durchblick, und ob dieser gegen Aufpreis erhältlich sei, antwortete uns Chef-Stylist Kara Ben Bremsi: "Das sehe ich nichts, und erst recht kein Problem. Fahren Sie einfach schneller, dann sehen Sie auch alles früher...."
:-k :retard: :mrgreen-jackbox: