Daran hat es bei mir nicht gelegen, wobei ich zugeben muss, dass der junge Jochen gegenüber dem heute alten Jochen noch mit einem Messer zwischen den Zähnen gefahren ist.
Bei mir war es jedesmal auf der Autobahn nach längerer Strecke, beide Male bei Vollgas: Beim ersten Mal - Vollgasfahrt allein (etwa 290km/h!!)-ging wie die wilde Wutz, dann abrupter Leistungsverlust, Klingelgeräusche, Ölqualm
- das 5te Pleuel wollte gern Tageslicht sehen
Das hätte mich damals in den Ruin getrieben (gerade ausgelernt), wenn ich nicht schon Schrauber (damals noch unter Anleitung meines Vaters) gewesen wäre.
Wir haben den Motor komplett zerlegt, das Gehäuse bei einem Bekannten in Holland schweißen lassen und die Laufbuchse (der Motor hat keine losen Laufbuchsen), ebenfalls in Holland, ausspindeln lassen. In Enschede gibt es eine Firma, die mit speziellem, abgelagerten Zylinderstahl handelt, den ich passend abgedreht und eingepresst habe. Anschließend kam der Motorblock wieder nach Holland (*da gibt es sehr viele Experten die solche Sachen können!) und die Buchse wurde passend gebohrt und gehohnt. Den Kolben gab es einzeln, das Pleuel leider nicht, deshalb mussten wir es richten. - Richtig gelesen, wir haben das Pleuel warm gerichtet, vermessen, wieder gerichtet und irgendwann passte es. (Ich habe auch erst nicht daran geglaubt). Der Zylinderkopf war dann das größere Problem, da es keine einzelnen Ventilsitze gab und das Drumherum auch noch aus Alu war. Ein Harleyhändler, ebenfalls aus Holland, hat mir welche besorgt die innen passten, aber außen größer waren, so das ich den Kopf ausfräsen konnte. Die Ventilführungen haben wir ebenfalls selbst gedreht und so war unter Einsatz von etwa 3500DM der Motor wieder fertig!
Der teuerste Posten waren dabei die Ventile, da ich auch die Ventile der anderen Zyl. erneuert habe.
Ich weiß - klingt nach polnischer Reparaturkunst, hat aber funktioniert bis ca. 1 Jahr später ein Manzel M400 (keine Ahnung was der für einen Motor hat) hinter mir drängte. Bis 270km/h bin ich mitgegangen, dann musste ich die Ideallinie verlassen, da er immer noch an der Stoßstange klebte und ich so langsam Angst bekam. Als ich auf der rechten Spur den Fuß vom Gas nahm, merkte ich schon, dass irgendetwas nicht stimmte. Ich konnte zwar noch langsam nach Hause fahren, aber ich hab den Pleitegeier schon wieder kreisen sehen. :mrgreen-angel:
Dieses Mal war es aber nur ein abgebranntes Ventil vom ersten Zylinder. Das passiert bekanntlich, wenn ein Ventil nicht vollständig schließt. Ok, für mich war es recht günstig, aber eigentlich ist das auch ein schwerer Schaden.
Gruß Jochen
*die gibt es hier auch, aber da muss man sich dann erst eine Moralpredigt anhören und sich rechtfertigen. In Holland wird sowas eher als Herausforderung angesehen und manchmal sogar nach Feierabend für´n guten Preis erledigt.